IG Stiller – Pressemitteilung zu Guensberg, Wiesendangen, Kyburg und Féchy. Kirchenglockenblues. (07-04-2008)

IG Stiller – Pressemitteilung

Vollversammlung

Am Mittwoch, dem 16. April 2008, dem internationalen Tag gegen den Lärm, findet von 18.30 Uhr bis etwa 20.30 die Vollversammlung der IG Stiller statt und zwar im Restaurant Dufour, Bahnhofstr. 1, in St. Gallen.

Günsberg: Kirche muss Kirchenglocken nachts abschalten
Die Kirchgemeinde beugt sich – Mit Stichentscheid des Präsidenten beschloss die Kirchgemeinde Günsberg, sich einer Verfügung des Regierungsrats zu beugen. Somit werden die Kirchenglocken nachts küftig abgeschaltet und erst ab sieben Uhr wieder läuten.

Vor ein paar Wochen erhielt die Kirchgemeinde Günsberg-Niederwil-Balm Post vom kantonalen Bau- und Justizdepartement: Das Frühgeläut der Kirchenglocken müsse künftig von 5.30 auf 7 Uhr verschoben werden, stand in der Verfügung. Und: Der viertelstündliche Zeitschlag zwischen 22 Uhr und 7 Uhr müsse ganz abgestellt werden. Auf diesen Regierungsratsbeschluss hin wurde am Mittwoch eine ausserordentliche Kirchgemeindeversammlung einberufen. «Die Kirchgemeindeversammlung kann die Läutordnung mitbestimmen», sagte Kirchgemeindepräsident Thomas Hilger zu den 20 Anwesenden. Dies sei in Günsberg so geregelt. Es gehe nun in erster Linie darum, zu entscheiden, ob man gegen diese Verfügung beim Verwaltungsgericht und, wenn nötig, später beim Bundesgericht Beschwerde einlegen solle.

Weiterzug wäre zu teuer: Der Kirchenrat habe die Situation geprüft und sei zum Schluss gekommen, dass ein Weiterzug nicht angezeigt sei. Eine Beschwerde ans Verwaltungsgericht koste, sollte man unterliegen, maximal 16000 Franken, bei allfälligem Weiterzug ans Bundesgericht schlimmstenfalls weitere 13000 Franken. Abklärungen des Kirchenrats hätten ergeben, die Erfolgschancen vor Verwaltungsgericht seien bestenfalls 50 zu 50.

«Das Verwaltungsgericht wird sich auf das Amt für Umwelt und deren Messungen stützen», sagte Hilger. Laut diesen überschreiten die Lärmemissionen beim Haus des Beschwerdeführers Bruno Affolter den Grenzwert von 60 Dezibel. Daraufhin fragte der Kirchenrat beim Gemeinderat nach, ob eine Beschwerdeführung gegen die Verfügung in seinen Augen von öffentlichem Interesse sei und allenfalls finanziell unterstützt würde. Die Antwort fiel negativ aus. Das Hauptargument: Auf die publik gemachte Verfügung seien keine Reaktionen der Bevölkerung eingegangen. Dies zeige, dass der Entscheid auf Gleichgültigkeit gestossen sei.

…Nun soll die Umprogrammierung des Geläuts möglichst rasch an die Hand genommen werden. Hilger rechnet damit, dass dies inert zwei bis drei Wochen geschieht. Solothurner-Tagblatt 28.03.08

Wiesendangen: Verzögerungstaktik hält an

Am 28.12.2007 schreibt der Gemeinderat, dass die Glasfenster bestellt wurden und dass sofern die Installation problemlos verläuft die Lärmmessungen in Auftrag gegeben werden.

Bis heute (26.2.08) wurde weder ein Lärmgutachten veröffentlicht noch ist eine Lärmreduktion auszumachen Glockenlaerm.ch/laermgutachten-wiesendangen-2008).

Kyburg: Teilerfolg

Das Morgengeläut findet in Kyburg inskünftig nicht mehr um 5.30 Uhr statt. Die Glocken werden neu unter der Woche erst um 6 Uhr in Bewegung versetzt, am Samstag um 7 Uhr.

Dies teilt der Gemeinderat in seinem jüngsten Verhandlungsbericht mit. Diesem Entscheid war ein jahrelanger Streit vorausgegangen. Einer Anwohnerin war das traditionelle Frühgeläut um 5.30 Uhr einfach zu früh. Mit Verweis auf die kommunale Polizeiverordnung hatte sie deshalb gefordert, dass in Kyburg der Tag nicht vor 7 Uhr eingeläutet werden dürfe. Der nun vom Gemeinderat verabschiedete Kompromiss haben die Mitglieder der Baurekurskommission III des Kantons Zürich bereits bei einem frühmorgendlichen Augenschein vor Ort im vergangenen April vorgeschlagen. Nun haben sie diese Variante auch in ihrem schriftlichen Entscheid explizit verlangt. Damit dürfte der Kyburger Glockenstreit in der Sache erledigt sein.

Die Kirchenpflege könne mit diesem Entscheid leben, sagt deren Präsident Gabor Vonlanthen. Und die Anwohnerin, welche die Sache ins Rollen gebracht hatte, erklärt auf Anfrage, dass sie diesem Kompromiss bereits bei der Begehung vor fast einem Jahr zugestimmt habe. «Mit einer solchen Lösung kann ich leben, wenn die Sache damit endlich zur Ruhe kommt.» Dem Kompromiss war nämlich ein langes Seilziehen vorausgegangen – ohne dass sich in der Sache etwas bewegt hätte und sich die gespannte Stimmung im Dorf verbessert hätte.

Nach Umfragen, Rekursverfahren und Lärmmessungen beantragte die Kirchenpflege schliesslich im Dezember 2005 jene Lösung, die nun auch die Baurekurskommission verlangt hat. Die Kirchgemeindeversammlung wollte indes nicht am Frühgeläut rütteln. Es handle sich um eine Tradition, die man nicht einfach so aufgeben dürfe, sagten die Kyburger. Zudem sei unklar, ob 30 Minuten mehr Nachtruhe der Rekurrentin genügen würden oder sie nicht auf 90 zusätzlichen beharren würde. Wie nach dieser Debatte zu erwarten war, wurde die Kompromisslösung wuchtig – mit einer Zweidrittelmehrheit – verworfen. Danach musste die reformierte Kirchenpflege aber dennoch handeln.

Nach den vorgenommenen Lärmmessungen hatte sie sich dazu entschlossen, den Tag nur noch mit der Glocke Nummer 4 einzuläuten, der leisesten, die im kleinen Kirchturm hängt. So konnte der Schallpegel unter die kritische Grenze von 60 Dezibel gesenkt werden. Zudem wurde auch die Dauer des täglichen Frühgeläuts von vier auf zweieinhalb Minuten verkürzt. Der Landbote, 26. Februar 2008.

Féchy:
Mit Plexiglas gegen Glockenlärm

Viele Gemeinden kennen es, das Problem mit dem stündlichen Glockenschlag der Kirchenuhr in der Nacht. Mancherorts wurde das nächtliche Geläut abgeschaltet, in anderen Gemeinden erklingen die Glockenschläge jede Stunde, Tag und Nacht. Ganz neue Wege geht die Gemeinde Féchy (VD). Gemäss einem Bericht der Zeitung «La Côte» verschliessen Plexiglasplatten verschiedene Öffnungen des Kirchenturms, damit der Klang der Glocken nicht mehr so weit schallt.

«Mehrere Anwohner rund um den Kirchenturm fühlten sich durch die stündlichen Glockenschläge in der Nacht gestört», sagt Francine Dupuis, die gegenüber der Kirche wohnt. «Die Glockenschläge sind eine schöne Tradition, die wir im Grunde bewahren möchten. Wir wollten lediglich bewirken, dass der Lärmpegel abgeschwächt wird.»
Eine Fachfirma brachte nun die passende Massnahme.

«Sie hat uns die Installation dieser speziellen Schallfenster vorgeschlagen», sagt Verwalter Francis Liard. Die Installation kostete 7500 Franken und scheint alle Seiten zufrieden zu stellen. «Allerdings hört man die Glocken am anderen Ende des Dorfes gar nicht mehr», sagt Liard bedauernd. Michel Groux, Ingenieur beim kantonalen Umwelt- und Energiedepartement SEVEN, ist von der Idee sehr angetan. «Den Glockenklang in der Nacht auf diese Weise einzudämmen, ist eine günstige und effiziente Lösung. Ein Glockenschlag ist ein ziemlich aggressives Geräusch.

Ausserdem durchdringt dieser Klang auch sehr leicht die Strukturen der Hauswände.» Zahlreiche Gemeinden seien mit dem Problem des nächtlichen Glockenschlages konfrontiert, so Groux, «das erklärt sich unter anderem auch dadurch, dass Neubauten immer häufiger auch in der Nähe von Glockentürmen errichtet werden.» 20min.ch/news/fechy-glockenlaerm-kirchenglocken-plexiglas


Bayern: Kirchenglockenblues

Musik/Text: Hirsches

1)
In Bayern kann man gut leben, das ist gar kei’ Frag’
Ich bin scho` paar Jahr da und hab mich noch net beklagt
Gutes Essen, gutes Bier, was will der Bauch noch mehr
Und die Frauen in den Dirndl machen ordentlich was her
Doch eins das ist net schee, des find ich überhaupt net nett
Sonntags morgens früh um sieben steh ich senkrecht im Bett!

Refrain
Das isch der morgens-früh-um-Sieben-sch***-Kirchenglocken-Blues
der morgens-früh-um-Sieben-sch***-Kirchenglocken-Blues
In allerherrgottsfrüh muss des doch wirklich net sei
Der Schlaf ist weg, oh Mann, wann ist der Lärm endlich vorbei

2)
Man hat mir schon so oft g’sagt, Du brauchst Dich gar nicht zu beschwer’n
Überall wo’d hingehst wollen die davon nix hör’n
Geh’sch zum Pfarrer hin sagt der "Mein Sohn, des g’hört zur Religion"
Die Polizei kann auch nix machen denn hier ist das Tradition
Wegen Ruhestörung klagen, da hast Du überhaupt kei’ Chance
Überall wo’d hingehst interessiert das keinen Schwanz!

3)
Ich hab jetzt die Schnauze voll, was die können, kann ich auch
Ich stell mich auf den Marktplatz, häng die Gitar’ übern Bauch
Sonntags morgens früh um sieben lass ich 1000 Watt erklingen
Und zum Klang der Kirchenglocken werd ich "Highway to Hell" singen
Musik ist wie Religion, darum ist das auch ganz legal
Und sollt’ sich daran jemand stören dann ist das mir schnurz-piep-egal!

Kgb.de.vu