Schweizer Bischof Kurt Koch will Trennung von Kirche und Staat (14-11-2007)

Bischof Kurt Kochs Stellungnahme zum Sabo-Urteil des Baselbieter Kantonsgerichts hat hohe Wellen geworfen.

Die Gerichtskritik von Bischof Koch ermutigt die Befürworter einer Trennung von Kirche und Staat.

Die Freidenkervereinigung der Schweiz zeigte sich in einer Pressemitteilung glücklich, in Bischof Koch offenbar einen neuen Mitkämpfer für die «völlige Trennung von Kirche und Staat» gefunden zu haben.

Die Freidenker fordern die katholische Kirche auf, ihren Status samt Privilegien aufzugeben.
Eine nicht demokratische Institution wie die katholische Kirche soll sich von den demokratisch legitimierten Institutionen eines Rechtsstaats nichts vorschreiben lassen.

Der Zürcher SVP-Kantonsrat Claudio Zanetti lanciert in den kommenden Monaten eine kantonale Initiative zur Trennung von Kirche und Staat. Im Kanton Zürich hat allerdings der Souverän 1977 wie 1995 eine Initiative zur Trennung von Kirche und Staat abgelehnt; dasselbe auf Bundesebene 1980.

Der Tagesanzeiger im Gespräch mit Daniel Kosch, Generalsekretär der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz:

Koch sagt, die Kirche dürfe sich der weltlichen Gerichtsbarkeit nicht beugen.
Wo weltliche Gerichte zuständig sind, muss sich die Kirche fügen. Aber es gibt eben Bereiche, wo sie nicht zuständig sind. Der Streit, der durch Bischof Kochs Kritik entbrannt ist, lautet: Wie weit geht die kirchliche Alleinzuständigkeit? Bischof Koch dehnt diesen Bereich sehr weit aus.

Er stellt wegen des Streitfalls das ganze Verhältnis Kirche und Staat in Frage.

Bischof Koch sagt, dass das staatskirchenrechtliche System im Konfliktfall versagt, aber nicht, dass es grundsätzlich falsch sei. Er muss ja bis ins 19. Jahrhundert zurückgehen, um einen vergleichbaren Konflikt zu finden. Der Staat übt zwar die Oberaufsicht viel zurückhaltender aus als damals. Aber es gibt einen Regelungsbedarf für Konfliktfälle. Das hat der Fall Sabo gezeigt.

Auf bürgerlicher Seite gibt es neue Bestrebungen für eine Trennung von Kirche und Staat. Was wären die Konsequenzen?
Im Fokus ist das System der Kirchensteuer und das gesellschaftliche Engagement der Kirchen, die auch unbequeme Positionen einnehmen. Für diese politischen Kreise geht es darum, eine für sie lästige Institution zu schwächen. Finanziell wären die Konsequenzen enorm.

Die strikte Trennung von Staat und Kirche müsste eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Religion ist Privatsache jedes einzelnen Menschen. Die Ausübung dieser Religion darf öffentliche Räume nur insoweit berühren, wie sie nicht unangemessen die Interessen, Bedürfnisse und Grenzen der Mitmenschen berührt.

Und dazu gehört, dass das Geläut von Kirchenglocken, in Dauer und Lautstärke der tatsächlichen Bedeutung der christlichen Kirchen für die Menschen angemessen bleibt.

Anbei ein Gedicht von Peter Dörig aus Schaffhausen

Kulturkampf

Was fängt doch nun ein Kirchenmann
mit einem Urteil alles an?,
er verunglimpft jetzt den Richter,
mit dem Rechte kurzum bricht er.

Er fordert nun den Staat heraus,
dabei ist manche Kirchenmaus
abhängig von der Staatsschatulle
und nicht von eines Bischofs Schrulle.

Darum meint der Peter Dörig,
trennt die Kirche ganz gehörig
doch vom Staat und lasst sie beten
und nicht auf die Seelen treten.